Vor 24 Jahren titelte die Berliner Zeitung zu einem Portrait über Bernhard Schütz, er sei einer der wenigen Westdeutschen an der Berliner Volksbühne. Im Januar 2000 war das, Schütz spielte damals den römischen Kaiser Caligula unter der Regie von Frank Castorf.
„Wenn Sophie Rois die Diva der Volksbühne ist und Henry Hübchen ihr Clown, dann ist Schütz ihr Existenzialist, der sich kamikazehaft in jede Rolle stürzt, als wäre es seine letzte“, schrieb unser Theaterkritiker damals. Und: „Vielleicht ist Schütz erst an der Volksbühne, im Osten, bei sich angekommen. Weil die Volksbühne Kaputtheit zeigt und sich daraus einen Spaß macht.“
Die Volksbühne, sie ist noch immer ein Herzensort des aus Leverkusen stammenden Schauspielers, wie der 65-Jährige in unserem Berlin-Fragebogen verraten hat. Anlass ist die ZDF-Reihe „Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten“, in deren Rahmen in diesem Sommer fünf Komödien laufen. Darunter auch „Das schwarze Quadrat“ mit Bernhard Schütz und Sandra Hüller, der am 12. August zur Primetime ausgestrahlt wird.
Schütz spielt darin den alternden Kunstdieb Vincent Kowalski, der das berühmte, millionenschwere Gemälde „Das schwarze Quadrat“ gestohlen hat – sein wirklich letzter Coup vor dem Ruhestand. Das Bild soll auf einem Kreuzfahrtschiff an die Käufer übergeben werden. An Bord entwickelt sich eine wilde Katz-und-Maus-Jagd.
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1. Herr Schütz, Sie sind in Leverkusen geboren und aufgewachsen. Wann hat Ihr Weg Sie nach Berlin geführt?
Das war Ende der Siebzigerjahre, ich habe hier Schauspiel an der Hochschule der Künste studiert. Gewohnt habe ich seither fast überall: Wedding, Tiergarten, Neukölln, Schöneberg, Mitte, Prenzlauer Berg …
2. Inzwischen wohnen Sie mit Ihrer Familie in Fürstenwalde. Was hat Sie denn so weit in den Osten verschlagen?
Im Westen geht die Sonne auf, im Osten geht sie unter, oder? Meine Frau ist Musiklehrerin und hat vor zehn Jahren eine feste Stelle an der Musikschule in Fürstenwalde bekommen. Deshalb mussten wir mit Kind und Kegel umziehen. Jetzt sitze ich also wieder in der Provinz – nicht in NRW, sondern in Brandenburg.
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3. Sie haben aber auch nach wie vor eine Wohnung im Wedding und sind viel in Berlin. Wie ist der Kontrast zwischen Berlin und Brandenburg? Ist Fürstenwalde eine Art Fluchtpunkt oder ist es eher umgekehrt?
Mein Fluchtpunkt ist der Leopoldplatz, 1979 genauso wie 2024. Ein Melting Pot, an dem schon Clara Grunwald um 1900 mit aufgegebenen Intensivtätern gearbeitet hat.
4. Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?
Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Was für eine große und unbezähmbare, radikalste Unterhaltungsmaschine.
Felix Novo de Oliveira/ZDF
Zur Person
Bernhard Schütz wuchs in Leverkusen auf. Er studierte Schauspiel an der Hochschule der Künste Berlin und war neben der Volksbühne auch am Theater Basel und am Hamburger Schauspielhaus tätig. 2012 erhielt er für seine Rolle in „Das System – Alles verstehen heißt alles verzeihen“ eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis. Schütz war in zahlreichen TV- und Kinoproduktionen zu sehen, darunter viele „Tatort“- und „Polizeiruf“-Folgen,„Herr Lehmann“,„Finsterworld“ und „Babylon Berlin“.
„Das schwarze Quadrat“ mit ihm und Sandra Hüller (Foto) läuft am Montag, 12. August, um 20.15 Uhrim ZDF und ist wie alle anderen fünf Sommerkomödien aus der „Shooting Stars“-Reihe auch in der Mediathek abrufbar.
5. Ihre persönliche No-go-Area?
Zum Alexanderplatz zieht es mich zu jeder Zeit, rund um die Uhr. Aber hinter die Wohnungstüren, wo die Familien wohnen, nie, denn da wohnt das Grauen.
6. Wo in Berlin wollten Sie immer schon mal hin, haben es aber noch nie geschafft?
Ins Olympiastadion, wenn Bayer Leverkusen spielt.
7. Ein Abend mit Freunden – in welchem Restaurant wird reserviert?
Ich habe keine Freunde und zwinge Zufallsbekanntschaften, ihre Zeit zu verschwenden und mit mir einen Döner auf der Schönhauser Allee zu verschlingen. Dann lass ich sie weiterziehen mit einem flauen Gefühl im Magen, wie die Zeiten eben.
8. Einkaufen in der Stadt: In diesem Store kennt Ihre Kreditkarte kein Limit.
Zuerst zur Bäckerei Siebert und dann, weil das Textil spannt, frische Klamotten im Humana am Frankfurter Tor.
9. Der beste Stadtteil Berlins – von diesem Kiez kriege ich nie genug.
Schöneberg. Alle sind da und leben schön nebeneinander.
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10. In dieses Viertel bringen mich keine zehn Pferde.
Rund ums Olympiastadion, wenn Hertha BSC spielt. Erklärt sich von selbst.
11. Das nervt mich am meisten an der Stadt:
Was fehlt, sind Wohnungsgenossenschaften. Genossenschaften für Wohnungen. Generell Wohnungen, die man kriegt, siehe Wien.
12. Kommen vs. Gehen: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?
Ohne mich wäre Berlin nur halb so schön und vielleicht sollten die, die ihre Ruhe suchen, weiterziehen in Städte, wo es keine Clubs wegzuklagen gibt.